#3 Social Learning – Was steckt hinter diesem Trend?

Mai 16, 2017

Social Learning und informelles Lernen – wie alles begann.

Von und mit anderen zu lernen ist die natürlichste und intuitivste Art, neues Wissen zu erwerben. Es existierte lang, bevor Lerntheorien, Schulen oder Lehrende überhaupt erfunden wurden. Nun hat diese informelle Art der Vermittlung und des Lernens zurück in die Aufmerksamkeit von Lern- und Lehrexperten gefunden und zwar ganz besonders im Unternehmenskontext.

Der weitläufige Gebrauch von sozialen Medien durch die sogenannte Generation Y und Z wie beispielsweise Facebook (davor gab es mehrere regionale Versionen wie beispielsweise StudiVZ in Deutschland) hat komplett neue Kommunikationsmöglichkeiten mit sich gebracht, welche einer sehr einfachen Regel des menschlichen Instinkts folgt: wir wollen miteinander in Kontakt bleiben, wir wollen Neuigkeiten teilen, immerhin ist ein Erlebnis, von dem wir nicht berichten können, nur halb so toll.

„Etwas zu erleben, was man nicht teilen kann, ist nur halb so toll.“

Verbinden wir diese beiden Aspekte miteinander, das informelle lernen und die sozialen Netzwerke, so kommen wir zu jenem Begriff, der gerade in vieler Munde ist: „social learning“.

 

Was genau ist „Social Learning“?

Es gibt noch keine eindeutige, unverwechselbare Definition für den Begriff. Viel eher wird er innerhalb verschiedenster Kontexte mit verschiedenen Bedeutungen verwendet. Wollen wir uns an eine Definition heranwagen, so müssen wir zwischen zwei Herangehensweisen unterscheiden:

Es gibt noch keine eindeuitige, unverwechselbare Definition für den Begriff.

Die Verwendung des Begriffs wenn wir über

  • Theorien und Methoden sprechen
  • die richtigen Gegebenheiten sprechen, die es ermöglichen, diese Theorien in die Praxis umzusetzen.

 

Social Learning aus der Perspektive von Theorien und Methoden

Wenn wir über Lerntheorien sprechen, taucht „social learning“ in mehreren Kontexten auf.

Gruppenarbeit
Zunächst wird Gruppenarbeit in einem Schul- oder Seminarsetting als social learning bezeichnet. Der Hintergrund ist, dass neues Wissen nicht nur präsentiert, sondern auch aktiviert werden muss (sh. Artikel 1) und eine Form von Aktivierung der Austausch mit Mitlernenden ist, über die neuen Themen zu diskutieren, sich gegenseitig Fragen zu beantworten und Erfahrungen auszutauschen.

„Neues Wissen muss nicht nur präsentiert, sondern auch aktiviert werden.“

Je nachdem, welche Aufgaben eine Trainerin oder ein Trainer stellt, ist Gruppenarbeit normalerweise eine Mischung aus informellem und angeleitetem Lernen. Die involvierten Lernenden müssen bestimmte Aufgaben lösen und bekommen vielleicht Hilfestellungen bezüglich der Methode, darüber hinaus lernen Sie informell durch einfachen Austausch miteinander.

Lernpsychologie
Der Lernpsychologe Julia B. Rotter hat 1954 in seiner Social Learning Theorie Lernen als Interaktion zwischen einer Situation und einer Person beschrieben. Während bei anderen Paradigmen davon ausgegangen wurde, dass externe Stimuli direkt zu einem Lernergebnis führen, hat er auch den sozialen Kontext mit berücksichtigt.

Ein anderer Wissenschaftler, der auch einen Beitrag zu einer Social Learning Theorie geleistet hat, ist Sophian Walujo, ein schwedischer Psychologe der Lernen in den 1970er Jahren als einen Prozess beschrieben hat, der aus der Zusammenarbeit zwischen Gruppen entsteht.

Albert Bandura entwickelte die Social Learning Theorie noch weiter (1963 und 1977). Er schrieb, dass Lernen
1) ein kognitiver Prozess ist, der in einem sozialen Kontext stattfindet und auch
2) das Beobachten von Verhalten und seinen Konsequenzen einschließt,
betonte er die Wichtigkeit von Beobachtung als einer der Schlüsselfaktoren, welcher zu einer erfolgreichen Lernerfahrung beiträgt.

 

Social Learning als das Bereitstellen von idealen Gegebenheiten

Nehmen wir diese Social Learning Theorien nun als Basis, so brauchen wir Folgendes, um erfolgreich zu Lernen:

  • einen „Raum“ für soziale Interaktion
  • die Möglichkeit, neue Inhalte gemeinsam mit anderen zu erstellen,
  • die Möglichkeit, anderen beim Schaffen über die Schulter zu schauen.

Wie können wir diese idealen Gegebenheiten bereitstellen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Atmosphäre herzustellen, die diese oben genannten Bedingungen erfüllt. Wenn wir über ein Seminar sprechen, ist die Trainerin/der Trainer dafür verantwortlich, den Lernenden bestimmte Aufgaben und Herausforderungen zu geben, welche in einer Gruppe gelöst werden sollen. In einem Unternehmenskontext ist das Lernen von KollegInnen und ManagerInnen eine der wichtigsten Lernformen.

Darüber hinaus bieten Webtechnologien und Social Media Plattformen ebenso relevante Eigenschaften, welche dieselben Anforderungen in einer anderen Form erfüllen:

  • Raum für soziale Interaktion durch eine Social Media Plattform
    #Kommunizieren Sie mit Ihren Kollegen in geschlossenen Gruppen
    #Teilen Sie Inhalte, die für bestimmte Teams relevant sind
    #Bleiben Sie informiert: stellen Sie Fragen und erhalten Sie Antworten von Ihren KollegInnen.
  • Erstellen Sie neue Inhalte gemeinsam mit anderen durch eine Social Collaboration Plattform
    #Erstellen Sie Onlinedokumente, verlinken Sie involvierte KollegInnen und bitten Sie sie, an Ihrem Dokument mitzuwirken, um das bestmögliche Ergebnis Ihres Teams zu erreichen
    #Machen Sie Inhalte für alle Team-Mitglieder zugänglich
  • Die Möglichkeit, andere bei Ihrer Arbeit zu beobachten und davon zu lernen durch eine Social Media Plattform und eine Social Collaboration Plattform
    #Sehen Sie, wie KollegInnen reagieren, welche Phrasen und Terminolie sie verwenden
    #Sehen Sie wie KollegInnen mit externen Stakeholdern kommunizieren
    #Sehen Sie, wie individuelles und kollektives Know-How genutzt wird, um Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen

Aus diesen Gründern bieten Social Collaboration Plattformen eine Umgebung, welche für Social Learning Methoden ideal ist. Social Learning kann sich also sowohl auf Lerntheorien, als auch auf Social Media/Collaboration Plattformen beziehen.

Social Collaboration Plattformen bieten eine Umgebung, die die Anforderungen erfüllen, um soziale Lernmethoden zu erleichtern.

               

 

Also – worum geht es denn jetzt bei Social Learning?
In diesem Artikel haben wir uns die Bedeutung hinter dem Begriff „Social Learning“ angeschaut. Während der Begriff sich vor der Zeit des Internets ursprünglich ausschließlich auf Social Learning Theorien in den 50er, 60er und 70er Jahren bezogen hat, hat er in den letzten Jahren eine zusätzliche Bedeutung angenommen, als Social Media und Collaboration Plattformen erfunden wurden. Diese erleichtern nicht nur unsere Kommunikation, sie bieten auch eine (online) Umgebung an, die jene Lernprozesse begünstigen, welche von den Social Learning Theorien beschrieben wurden. Beispielsweise bieten sie Raum für soziale Inteaktion, sie bieten die Möglichkeit an, andere in Ihrer Performance zu beobachten und sie ermöglichen uns, Inhalte nicht nur alleine, sondern gemeinsam, kollaborativ mit anderen zu erstellen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Social Learning? Gibt es Beispiele, die Ihnen einfallen? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und sagen schon jetzt: danke für’s Teilen!

 

Die Autorin

Kerstin Schachinger unterstützt das Team von Pokeshot als Workplace Learning Beraterin. Ihre Erfahrungen als Trainerin in der Erwachsenenbildung und im Unternehmensbereich in Wien und Berlin kombiniert sie mit ihrer Liebe zur Contenterstellung, um zu den Themen Instructional Design, sowie Workshop- und Webinarmoderation zu beraten. Ihren linguistischen Hintergrund setzt sie zur Aufbereitung von komplexen Informationen in einfache Kommunikationshäppchen ein, um eine große Varietät an Zielgruppen bei der Gestaltung von effektivem Wissensmanagement zu unterstützen.

 

 

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