Community mit einem großen C

Juni 12, 2017

Bereits seit einigen Jahren ist Etienne Wengers “Cultivating Communities of Practice: A Guide to Managing Knowledge” ein Renner in meinem Bücherregal. Obwohl es im Jahr 2002 geschrieben wurde, ist es relevant, als hätte sie es gestern erst verfasst. Für manche scheint das Konzept einer „Community“ mehr eines von sozialen Strukturen als ein Businesstool zu sein, allerdings gibt es keinen Zweifel daran, dass in jenen Organisationen, die Wenger aufgreift, bewusst eingesetzte soziale Netzwerke repräsentiert durch online Lerncommunities essentiell sind für eine große Bandbreite an effektiven und nachhaltigen Ergebnissen.

Wenger definiert „Communities of Practice“ wie folgt:

“Gruppen von Menschen, die ein Anliegen, eine Reihe von Problemen oder eine Leidenschaft für ein Thema teilen und die ihr Wissen und ihre Expertise auf diesem Gebiet vertiefen wollen, indem sie sich fortlaufend miteinander austauschen.”

Er erklärt weiter:

“Diese Leute arbeiten nicht notwendigerweise jeden Tag zusammen, aber sie treffen sich, weil sie einen Mehrwert in ihren Interaktionen sehen. Während sie Zeit miteinander verbringen, tauschen sie üblicherweise Informationen aus, als auch Ratschläge und Erfahrungen. Sie helfen einander, Probleme zu lösen. Sie sprechen über ihre jeweiligen Situationen, ihre Ziele und ihre Bedürfnisse. Sie denken über gemeinsame Herausforderungen nach, philosophieren zu Ideen und fungieren als Resonanzboden. Manchmal erstellen sie Standards, Vorlagen, Anleitungen und andere Dokumente füreinander oder sie entwickeln einfach ein stillschweigendes, geteiltes Verständnis. In allem was sie tun sammeln sie Wissen und sie entwickeln eine informelle Verbindung durch den Wert, den gemeinsames Lernen mit sich bringt.“

In anderen Worten: mit der richtigen Unterstützung kann das, was als persönliches Engagement organisch gewachsen ist zu einem kollektiven Netzwerk, einer Community werden, die einen praktischen und bedeutsamen Business Einfluss hat.

Für mich sieht es so aus, als hätten wir es hier mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun: die kollektive Intelligenz einer Organisation basiert auf ihrer Fähigkeit, das Wissen ihrer MitarbeiterInnen zu kodifizieren und leistungsfähig zu machen. Das kollektive Know-How eines Teams existiert nur durch die Einblicke und die Erfahrungen, die jedes einzelne Teammitglied mitbringt. Gleichzeitig wird das Wissen eines jeden Einzelnen durch die Interaktion mit der Community aufrechterhalten. Es ist die Community – das Netzwerk – das das kollektive Wissen einer Organisation manifestiert.

Was hier als Beispiel für einen Zyklus in seiner frühen Phase dargestellt wird, hat einer meiner ehemaligen Arbeitgeber als Teil eines Führungskräfteentwicklungsprogramms umgesetzt. Durch einen Auswahlprozess wurden Mentoren und Manager aus verschiedenen Abteilungen für die sogenannte „Community of Thinkers“ nominiert. Um Fertigkeiten wie kritisches Denken und Analytik bei Führungskräften zu entwickeln, wurde ein Blended-Learning Programm entwickelt, das sich die Entwicklung von Lösungen für einige Herausforderungen des Unternehmen drehte. Die Möglichkeit für diese Leiterinnen und Leiter – viele von ihnen waren bereits seit einigen Jahren im Unternehmen tätig – ihre verschiedenen Perspektiven und Meinungen zu bestimmten Herausforderungen zu äußern gaben dem Top-Management Einblicke, die ansonsten sehr schwierig zugänglich geworden wären. Gewappned mit diesen Einblicken konnten bessere Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens getroffen werden.

Als ein Lernspezialist, der in dieses Projekt involviert war, halte ich die Möglichkeit immer noch für absolut notwendig, den Output eines Führungskräfteentwicklungsprogramms dazu zu nutzen, Einfluss auf Prozesse in einem Unternehmen zu haben. Dieser Einfluss hat das Potential nicht nur dann gesehen zu werden, wenn ein einzelner Manager das Gelernte in der eigenen Abteilung umzusetzen versuchte, sondern auch, wenn das Management-Board Entscheidungen trifft, wo in der Zukunft Ressourcen investiert werden sollten, um in die richtige Richtung zu steuern. In meinem konkreten Beispiel gab es definitiv noch Potential, dieses Programm weiterzuentwickeln.

Während Wengers Recherchen sich mit mehr Themen auseinandersetzen, die über Beispiele aus dem Lernkontext hinausgehen, besteht kein Zweifel daran, dass Lernen ein Impulsgeber sein kann, um solche Communities auf verschiedenste Kontexte anzuwenden. Hier noch ein paar weitere wichtige Punkte aus diesem Buch:

  • „Der Punkt ist schließlich, Communities nicht einzuführen, weil man es kann, sondern die allgemeinen Kapazitäten einer Organisation auszubauen, innovativ zu sein und sich weiterzuentwickeln.“

    – Online Lernerfahrungen und Wissensspeicher können verbunden werden.

  • „Communities sind am effektivsten, wenn sie Teams miteinander verbinden, Impulsgeber für Ideen und Lösungen sind, die ansonsten nicht entdeckt worden wären.“

    – Da Community-Verbindungen auf Beziehungen und gemeinsamen Interessen und Erfahrungen basieren, ist ein Organigramm nicht der einzige Weg, Zusammenarbeit zu visualisieren.

  • „Sobald Wissen der zentrale Antreiber der Arbeit innerhalb einer Organisation wird, sollten wir Communities eine zunehmend wichtige Rolle zuschreiben.“

    – In den meisten Organisationen, wo geistiges Eigentum die Arbeit ausmacht, sind Communities einfach unverzichtbar.

In welchen Bereichen nutzen Sie zurzeit Communities innerhalb Ihrer Organisation? Welche Herausforderungen würden Sie gerne lösen, indem Sie bald Communities einsetzen? Wir freuen uns auf Ihre Gedanken in den Kommentaren.

In einem weiteren Blogpost werde ich ein verwandtes Konzept von Wenger vorstellen: die Entwicklung eines Wissenskonzepts für Ihre Organisation.

 

 

stan_portraitStan sammelte erste Erfahrung mit Lerntechnologien, als er 1999 SMART Boards einsetzte, um Mitarbeitern die Microsoft Office Suite näher zu bringen. Er wurde dann zum Instruktionsdesigner, also zum Entwickler von Lehrmaterial und zu einem Trainer für CRM Software Lösungen. Weiters arbeitete Stan als Training manager und später als Projektmanager im Online-Education-Bereich. Da seine Erfahrungen mit Onlinelernen stetig zunahmen, entwickelte er zunehmend ein erständnis dafür, welches Bedürfnis da ist, Strategie mit Technologie in Verbindung zu bringen. Stan begann sich auf die Beziehung zwischen Blended Learning und Social Business zu konzentrieren. Diese Einblicke waren es, die ihn im Jahr 2012 zu Jive und zu Pokeshots Social Learning Lösung SmarterPath brachten. Stans aktuelle Rolle im Unternehmen erlaubt es ihm, über Sales und Marketing Kunden dabei zu unterstützen, die Lösung in ihrem Unternehmen einzuführen, als auch als fester Bestandteil des Produktteams die Weiterentwicklung von SmarterPath aktiv mitzugestalten.